Ihr kennt keine WANDERRÖLLCHEN, oder vielleicht doch? Macht nichts, denn vor einiger Zeit kannte ich sie auch nicht. Ein Wandersmann mit seinem schrecklichen rot/weiß-karierten Wanderhemd war mir bekannt. Ebenso Wanderheuschrecken wie z. B. Immobilienmakler oder die ausgebeuteten Wanderarbeiter aus China. Eine Wanderröte kannte ich auch, aber die ist meist unangenehm.
Unser WANDERRÖLLCHEN hingegen ist ein allseits bekannter aber völlig unspektakulärer Gegenstand bis zu dem Tage, als es zu wandern anfing. Damit ihr diese Story auch versteht, fange ich einfach mal von vorne an.
Dieses kleine Pappröllchen habt ihr sicherlich sofort erkannt. Es ist das Überbleibsel einer Klorolle. Wenn das letzte Stück Papier verbraucht ist, weiß man so auf die Schnelle gar nicht, wohin mit dem Röllchen. Man muss ja schließlich wieder eine neue Rolle einlegen und hat dafür keine zusätzliche Hand frei. Ich als Pragmatiker hatte die perfekte Idee, die mir später allerdings ein wenig zum Verhängnis wurde. Neben dem WC-Sitz sitzt obiges kleines Badefräulein und schwuppdiwupp habe ich ihr einen Papphut aufgesetzt.
Ich fand es eigentlich ganz lustig bis meine Frau diese Untat entdeckte. Anfänglich hat sie die Rolle ja noch selbst entsorgt, aber eines Tages nervte sie das doch irgendwie. Und das war der Zeitpunkt, zu dem die Rolle zu wandern anfing. Zunächst wurde meine schöne elektrische Zahnbürste mit der Rolle eingewickelt. Ich hatte natürlich kein Problem und entfernte sie mit einem leichten Grinsen im Gesicht.
Am Mittagstisch befand sich plötzlich die Papprolle am Besteck. Auch unerheblich, dachte ich mir, die Rolle verschwand in meiner Hosentasche und ich konnte mich ungehindert über das Schnitzel hermachen.
Einige Tage später, ich hatte dem Fräulein gerade wieder einen neuen Hut aufgesetzt, stand das Röllchen auf meinem Schreibtisch und ein kleines Porzellan Teufelchen blinzelte mich mit seinem verschmitzten Lächeln an. Das gab mir aber dann doch irgendwie zu denken. War das vielleicht ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl? Vielleicht, denn beim nächsten Rollenwandern wurde dieses
hässliche Pappteil als Garage zweckentfremdet und ich glaubte, dass die Aktion so langsam ihr Endstadium erreicht hatte.
Zuvor wollte ich allerdings die vermeintlichen Wogen wieder glätten, nahm das Pappröllchen, steckte eine Schere hinein und formte mit dem Garn ein Herz. Ich glaube, das hat gewirkt und fortan entsorgte meine Holde das Röllchen ohne zu mucken selbst. Nein, so war es natürlich nicht, aber die Geschichte nahm dennoch ein jähes Ende, als der Geist von HUGO; dem Renntier erschien und mir zuflüsterte,
ich solle diesen Unsinn doch tunlichst lassen. Ich glaube, ich sollte auf HUGO hören!
Und was ist die Moral von der Geschicht´? Ich würde sagen „Wer sich neckt, die liebt sich.“