normal ist immer noch spitze


Foto-85d-(75)-normalDie meisten Hobby-Fotografen haben im Laufe der Jahre eine stattliche fotografische Ausrüstung angesammelt. Sie besteht in der Regel aus einer digitalen Spiegelreflex-Kamera (D-SLR) und diversen Wechselobjektiven. Bei den Objektiven handelt es sich um Vario-Objektive (Zoom-Objektive), wobei jedes einzelne auf unterschiedliche Brennweiten eingestellt werden kann und zwar stufenlos. Somit steht für jedes Motiv die passende Brennweite zur Verfügung.

Foto-85d-(76)-normalEs gab noch Zeiten – die älteren Fotografen werden sich noch daran erinnern – da waren Zoom-Objektive verpönt, weil sie gegenüber Festbrennweiten qualitativ schlechter waren. Auch ich habe damals überwiegend mit Festbrennweiten gearbeitet, bis dann auch die Zooms eine gute Abbildungsleistung aufwiesen. Es ist für einen Hersteller immerhin verdammt schwierig, ein Zoom-Objektiv im gesamten Brennweitenbereich zu rechnen. Daher hat man zwangsläufig Kompromisse eingehen müssen, d. h. manche Zoom-Objektive waren in den unteren und manche in den oberen Brennweiten gut bis akzeptabel.

In den 80igern gab es erstmalig einen Hersteller, der ein Zoom im mittleren Telebereich anbot, das in der optischen Qualität an eine Festbrennweite herankam und sie sogar noch übertrumpfen konnte. Es war natürlich die Firma Leica, die mit dem roten Punkt (für Diebe von weitem erkennbar, wie man gerne lästerte). Allerdings waren und sind die Leica-Geräte für einen Normalverdiener unerschwinglich. Daher waren sie bei Ärzten und Unternehmern eher verbreitet.

Foto-85d-(77)-normalWas bei den heutigen Überangeboten an Objektiven und Kameras in Vergessenheit geraten ist, sind die Normalobjektive. Es handelt sich um Objektive mit einer Festbrennweite von 50mm, was dem Blickwinkel des menschlichen Auges von 44 °entspricht. Früher war die Qualität eines Normalobjektives das Aushängeschild für einen Objektivhersteller. Die besten wurden von Nikon, Leica und Zeiss produziert. Und das Nikon 1,4/50mm war zu seiner Zeit das Beste, was der Fotomarkt zu bieten hatte, zumindest im analogen und mechanischen Bereich. Ich selbst habe mir wieder das Nikon 1,8/50mm zugelegt um bei gewissen Motiven von der Lichtstärke zu profitieren. Außerdem wird aus den 50mm mit Crop-Faktor ein kleines Tele mit 75mm, was man gut für Portraits einsetzen kann. Wird mit der Offenblende gearbeitet, stellt sich der Hintergrund angenehm diffus dar, denn er soll ja auch nicht vom Hauptmotiv ablenken und das Gesamtfoto unruhig wirken lassen. Diesen Effekt erreicht man ansonsten nur mit größeren Brennweiten. Ich habe zu diesem Thema heute ein paar Fotos mit Blende 1,8 produziert und bin wieder einmal begeistert, wie brillant und scharf der fokussierte Punkt dargestellt wird (siehe z. B. Auge des Leguans). Nicht nur aus diesem Grund ist meines Erachtens ein Normal-Objektiv auch im Zeitalter der digitalen Fotografie immer noch Spitze und ich möchte es bei speziellen Motivsituationen auch heute nicht missen wollen.

Dieser Vergleich zeigt, wie man durch den gezielten Einsatz der Blendenöffnung einen unwichtigen und störenden Hintergrund „verschwinden“ lassen kann. Foto 1 wurde mit Blende 1,8 und Foto 2 mit Blende 16 erstellt.

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