
Zwei Stiefmütterchen auf der Wiese,
die eine hieß Anne, die andere Liese.
Haben einmal, so ganz heimlich und leise,
so in der Stiefmütterchen Art und Weise
ihre Gedanken ausgetauscht
und der Klatschmohn hat sie belauscht.
Frau Nachbarin, wissen Sie, was mich so erbittert?
Dass das Zittergras immer so zittert!
Dieses Zittern greift meine Nerven so an
und hier wächst doch weit und breit kein Baldrian.
Und die Jüngste ist man ja auch nicht mehr.
Und sehen sie doch mal die Margarete,
wenn sie sich doch nicht so aufspielen täte.
Sie geht ja auch schon wieder ganz in Weiß,
dabei ist es doch gar nicht mal so heiß.
Sie trägt stets nur ein Kleid und das ist immer dasselbe.
Sie trägt nur Weiß und in der Mitte das Gelbe!
Und eine Kornblume habe ich gestern geseh‘n,
die war so blau, das war nicht mehr schön.
Ich sprach noch mit Fräulein Vergissmeinnicht.
Die meinte auch, das gehöre sich nicht!
Und es sagte der Herr Rittersporn:
„Wenn man so blau ist, dann kommt das vom Korn.“
Ja und das Veilchen, das junge Ding,
hat schon einen Freund, den Schmetterling.
Ich dachte damals in ihrem Alter
noch nicht an Käfer, auch nicht an Falter.
Da habe ich mich noch als Blümlein gefühlt
und habe ganz brav mit Murmeln gespielt.
Da kam ganz gemächlich eine Kuh über die Wiese,
und die fraß auf die Anne mitsamt der Liese!
Text: Anke Kohlstedt
Fotos: Alexander Rudeloff
© Alexander Rudeloff